In einer zweistündigen Aktion am Donnerstag, 13.10.2005 zwischen 11:00 Uhr und 13:00 Uhr, warb die Stadt Darmstadt für ein rücksichtsvolles Miteinander bei den Radfahrern in der Fußgängerzone. Zur Aktion eingeladen waren neben Ordnungsamt, Polizei und Verkehrswacht auch der ADFC Darmstadt. Es sollte u.a. ein Fahrradparcours aufgebaut werden, in dem Radfahrerinnen und Radfahrer üben konnten, langsam (Schrittgeschwindigkeit) zu fahren. Die Zeit für die Durchfahrt wurde gemessen und danach ausgerechnet, wie schnell der Radfahrer war.

Schon der Aufbau des Parcours durch die Verkehrswacht erwies sich als schwierig. Zahlreiche LKW Lieferverkehre befuhren meist verkehrswidrig immer wieder den Bereich an der Kreuzung Wilhelminenstraße / Elisabethenstraße, so dass der Parcours mehrfach versetzt werden musste (Bild)

Viele Passanten, sowohl als Fußgänger als auch Radfahrer hielten neugierig an und erkundigten sich, worum es hier ging. Etliche Radfahrer ließen sich auch dazu überreden, den Parcours zu befahren.

Ab 11:30 Uhr war auch die Politikprominenz durch Oberbürgermeister Walter Hoffmann und Verkehrsdezernent Dieter Wenzel vertreten (Bild und Bild). Es kam zu teilweise heftigen Diskussionen, in denen sowohl Gegner wie auch Befürworter von Radverkehr in der Fußgängerzone ihre 'Argumente' vorbrachten (Bild : Stadtrat Dieter Wenzel links am Bildrand, Oberbürgermeister Hoffmann rechts). Wenzel (Bild) verteidigte die Maßnahmen der Stadt (Sperrung des abschüssigen Teils der Wilhelminenstraße für den Radverkehr) aber auch den Radverkehr in der Fußgängerzone. Radverkehr sei erwünscht in der Stadt, man könne nicht wegen weniger (er sprach von 5%) rücksichtsloser Radfahrer alle ordentlich fahrenden Radfahrer aus der Fußgängerzone aussperren. Er erklärte dann, welche Maßnahmen die Stadt sich überlegt hat, um die Wilhelminenstraße wieder für den Radverkehr durchgängig zu machen (Bild). Die Sperrung soll aufgehoben werden, nachdem mehrere Schwellen eingebaut sind.

ADFC Vorsitzender Jörg Urban diskutierte ebenfalls mit Passanten. Die meisten lobten das Engagement des ADFC für den Radverkehr und äußerten Unverständnis für die Reaktion der Stadt auf den Unfall. Schließlich würde ja auch keine Straße gesperrt, wenn dort ein Autounfall passiert wäre. Der ADFC sieht das genauso (siehe hier als PDF-Datei oder als Text), wirbt aber natürlich auch für die Beachtung der Verkehrsregeln in der Fußgängerzone. Dabei sind ALLE Fahrzeugarten gleichberechtigt angesprochen, so wie es auch in der Straßenverkehrsordnung vorgesehen ist.

Für die anwesenden Journalisten befuhren dann Jörg Urban und Dieter Wenzel gemeinsam den Fahrradparcours (Bild). Der Oberbürgermeister stoppte dabei die Zeit für die Durchfahrt. Wenzel fuhr ein wenig schneller als Schrittgeschwindigkeit. Alle waren sich einig, dass die strenge Einhaltung der Schrittgeschwindigkeit von 6km/h, wie sie aufgrund von Gerichtsurteilen festgelegt wurde, für die meisten Radfahrer nicht möglich ist. Man fällt einfach um. Entscheidend ist aber nicht der exakte Wert, sondern die Rücksichtnahme auf die Fußgänger.

Der ADFC fordert alle Radfahrerinnen und Radfahrer sowie alle anderen Fahrzeuglenkerinnen und -lenker auf, sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten und den Vorrang der Fußgänger in der Fußgängerzone zu beachten und entsprechend rücksichtsvoll zu fahren.

Administrator