Falsch. Das hessischen Verkehrsministerium gibt Kosten von 2,8 Millionen Euro für den Radweg an. Und selbst das erscheint noch viel zu hoch geschätzt. Dieser Preis für den Radweg darf getrost bezweifelt werden. Erst eine Bauausschreibung könnte die tatsächlichen Kosten für den Radweg belegen und Licht ins Dunkel bringen. Dies ist bisher nicht geschehen. Nur auf diesem Weg kann die Basis für eine seriöse Kostendiskussion gelegt werden. Das Gesamtpaket der Baumaßnahmen im Bereich Felsnase umfasst viel mehr als nur den Radweg. Es entstehen 2 neue Modaubrücken, die Kurve wird begradigt, die Fahrbahn der Bundesstraße wird verbreitert, 2 Bushaltestellen entstehen und neue Fußwege werden angelegt.

Nordportal des Lohbergtunnels bei Nieder-Ramstadt. Der Tunnel macht 70-80% der Ausbaukosten für die B426 im Mühltal aus. Wer Geld sparen wollten, müsste den Lohbergtunnel billiger bauen
Nordportal des Lohbergtunnels bei Nieder-Ramstadt. Der Tunnel macht 70-80% der Ausbaukosten für die B426 im Mühltal aus. Wer Geld sparen wollten, müsste den Lohbergtunnel billiger bauen
Foto: Thomas Grän
Copyright © ADFC Darmstadt e.V.

Nehmen wir dennoch einmal an, die genannten Zahlen würden stimmen und machen dazu zwei Modellrechnungen (hier gibt es die detailierte Rechnung).

Modellrechnung 1

Zahlen, die den gesamten Ausbau der B426 betrachten, machen deutlich, wo hier die dicken Kosten entstehen:

Kosten Lohbergtunnel inklusive Straße nach Ober-Ramstadt 46,7 Millionen (89%)
Kosten Straßenumbau Felsnase 3,7 Millionen (6%)
Kosten Radweg Felsnase 2,8 Millionen (5%)

Die Kosten des Radweges machen, selbst wenn sie wirklich so hoch wären, gerade einmal 5% des Gesamtprojektes aus!

Nimmt man die Kosten der Umgehung von Ober-Ramstadt noch hinzu, wir der Kostenanteil noch verschwindender.

Wer Geld sparen will, muss den Lohbergtunnel billiger machen!

Modellrechnung 2

Kosten Lohbergtunnel alleine 35,0 Millionen
Kosten Radweg Felsnase 2,8 Millionen

Sowohl die Länge des Radweges als auch die Länge des Tunnel betragen etwa 1000m.

Ein 1000m langer, 9,5m breiter, in bergmännischer Bauweise in den Fels getriebener Schnellstraßentunnel, mit befahrbarem Fluchtstollen, aufwendigem Belüftungssystem und Beleuchtungsanlage soll nur etwa 11 mal soviel kosten wie ein 3m breiter, unbeleuchteter, auf einem Hang, in maximal 2,5m Höhe aufgesetzter Radweg wie an Felsnase geplant?

Wenn 1km Schnellstraßentunnel zum Schnäppchenpreis von 11km Radweg zu haben wäre, hätten die Darmstädter bereits ihre Stadt komplett untertunnelt!

Hier wird doch offensichtlich bei den Kosten für den Radweg massiv geschummelt!

Noch einmal wiederholt:

Es geht dem Land Hessen darum, hier eine Bundesstraße für den Verkehrsstrom aus dem Lohbergtunnel fit zu machen. Wenn kein neuer Radweg gebaut wird, droht hier ein unsinniger Stop-and-Go Verkehr. 100-200 Radfahrer benutzen jeden Tag das Mühltal auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder in der Freizeit. Das sind 200 bis 400 zusätzliche Rot-Phasen für den Autoverkehr, da die Radfahrer unnötig zweimal die B426 zum alten Wald(rad)weg hin und zurück queren müssen. Zwischen Nieder-Ramstadt und Beerbachtal befinden sich dann insgesamt 4 Ampeln auf einer Länge von 1500m. Das entspricht der Ampeldichte auf der Staustrecke Rheinstraße Darmstadt (6 Ampeln auf 2,5km). Die Verkehrsdichte auf der B426 liegt dabei nur 30% unter der pro Spur gemessenen Verkehrsdichte der Rheinstraße zwischen Darmstädter Kreuz und Mozartturm. Das raubt sowohl den Autofahrern als auch den Radfahrern Zeit und Nerven.

Das Ende vom Lied wäre: Die neue, schöne Bundesstraße ist durch unnötige Ampelstops weniger leistungsfähig als heute. (Die Berechnung dazu)

Das wäre dann allerdings wirklich Steuerverschwendung:

Eine schnellere Straße für 3,7 Millionen bauen wollen, bei der schon in der Planungsphase erkennbar ist, dass ein einziger Radfahrer durch Ampelquerung die Verkehrsleistung der B426 unter den heutigen Zustand ohne Ampeln drückt. Wo ist da der Sinn?

Übrigens: Die Stadt Darmstadt spart durch den "Nichtbau" des Radweges keinen Cent. Das Geld für den Radweg gehört Land oder Bund und die werden es wieder für Straßenprojekte ausgeben. Die Darmstädter und Mühltaler haben nichts von dem eingesparten Geld, außer neuen Problemen. Wahnsinn, oder?

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