Verkehrsversuch in der Rheinstraße entpuppt sich als gefährlich für Radler

Der ADFC protestiert gegen Sperrung des Radwegs

Darmstadt

Thomas Grän

Der ADFC protestiert gegen Sperrung des Radwegs
Foto: Thomas Grän
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Zum Beginn der Osterferien hat die Stadt Darmstadt einen kurzfristig angekündigten Verkehrsversuch in der Rheinstraße gestartet. Verkehrsdezernentin Boczek spricht in diesem Zusammenhang von mehr Sicherheit für Radfahrer und optimierter Radverkehrsführung. Diese Auffassung teilt der ADFC nicht. Im Zuge des Versuchs sind durch die Sperrung des viel befahrenen Radwegs stadteinwärts zwischen Neckarstraße und Grafenstraße neue Gefahren für Radfahrende geschaffen worden. Denn die Radfahrer müssen sich jetzt die Fahrbahn mit den Kraftfahrzeugen teilen. Mit überholwilligen Kraftfahrern im Nacken lässt sich der Großteil der Radfahrer in dieser Stresssituation an den rechten Fahrbahnrand drängen, beobachtet der ADFC. Das ist hochriskant in Verbindung mit den seitlich parkenden Autos. Auch mit Schutzhelm gehören Kollisionen mit sich plötzlich öffnenden Autotüren parkender Fahrzeuge zu den folgenschwersten Fahrradunfällen überhaupt. Ein anschließender Sturz auf die Fahrbahn birgt zusätzlich die Gefahr vom nachfolgenden Verkehr überrollt zu werden.

Radfahrende müssen einen Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter zu einem parkenden Fahrzeug einhalten, damit sie bei normalem Radfahrtempo eine Chance haben, der Kollision mit einer sich öffnenden Autotür zu entgehen. Zusammen mit einem linksseitigen Überholabstand von eineinhalb Metern benötigt ein Radler in dieser Verkehrssituation insgesamt einen minimalen Sicherheitsraum von drei Metern Breite. Ein sicheres Überholen von Radfahrenden durch Kraftfahrzeuge ist in der mittleren Rheinstraße somit unmöglich.

Der ADFC empfiehlt Radfahrenden in der mittleren Rheinstraße zum Eigenschutz immer in der Mitte der Fahrbahn zu fahren, um einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu parkenden Fahrzeugen einzuhalten und gleichzeitig ein gefährliches Überholen von Kraftfahrzeugen wirksam zu unterbinden.

Die Rheinstraße ist eine wichtige Achse des Radverkehrs. Bisher existierte von Griesheim bis in die Darmstädter City ein durchgehendes Angebot für Radfahrende auf separat geführten Verkehrsflächen.
In einem Protestschreiben an Verkehrsdezernentin Boczek weist der ADFC darauf hin, dass Kinder ab 10 Jahren jetzt auf einer der verkehrsreichsten Straßen Darmstadts bei Tempo 50 im Mischverkehr mit den Autos fahren müssen.
Der ADFC hofft auf ein rasches Umdenken bei den Verantwortlichen und ein Ende der Radwegsperrung spätestens bis zum Ende der Osterferien.
"Das absichtliche Schlagen einer Lücke in das Radwegnetz ist das völlig falsche Signal an die Radfahrenden. Für den ADFC ist unverständlich, warum ohne erkennbare Vorteile und unter Inkaufnahme überflüssiger Unfallrisiken die Radfahrer zu Versuchskaninchen gemacht werden. In Anbetracht der beiden tödlichen Radfahrerunfälle im vergangenen Jahr ist das unverantwortlich", so ADFC-Sprecher Thomas Grän.

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