Felsnasen - Aschermittwoch

Darmstadt-Eberstadt

Wie lange werden die Bürger noch zum Narren gehalten?
Felsnase Mühltal
Felsnase Mühltal
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1.700 Bäume sollen nach einer bekannten Darmstädter Tageszeitung (zuletzt in der Ausgabe vom Fastnachtsdienstag) für den Bau eines angeblich 3,5 Millionen € teuren Fahrradweges fallen. Zugleich werden in Eberstadt zur Rettung von angeblich 1.500 Bäumen Unterschriften gesammelt.

Jeder kann sich aber vor Ort überzeugen: auf dem gesamten 500m langen Waldstreifen am Schleifberghang entlang der B426 befinden oder befanden sich höchstens 400 bis 700 Bäume – je nachdem, welche Stämmchenstärke für maßgebend gehalten wird, es sei denn man zählt Eicheln und Bucheckern als potenzielle Bäume mit.

Für den geplanten Radweg ist lediglich ein Baustreifen erforderlich, entlang der Straße im untersten Hangbereich, auf dem allenfalls 20 bis 30 Exemplare zu zählen sind, auf die im weitesten Sinn die Bezeichnung Baum zutreffen könnte. Alle weiteren Fällungen werden zur Verkehrssicherung der vorhandenen Straße durchgeführt oder weil die meisten Bäume am Hang krank und bruchgefährdet sind. Das hat aber nicht das geringste mit dem Radweg zu tun !

Und genauso verhält es sich mit allen übrigen stimmungsmachenden Behauptungen in Sachen Felsnase und Radweg:

Es wird behauptet und ständig wider besseres Wissen wiederholt:

· "Ein Radweg für 3,5 Millionen Euro"

Das ist völlig falsch: Die Gesamtmaßnahme soll nach aktuellen Schätzungen der Straßenbauverwaltung rund 4,9 Millionen Euro kosten, bei derzeit niedrigen Baupreisen kann das Ausschreibungsergebnis noch darunter liegen. Darin stecken die Kosten für 2 neue Modaubrücken, die geplante Kurvenbegradigung und Fahrbahnverbreiterung der Bundesstraße, ferner für 2 Bushaltestellen und Fußwege. Es ist leicht erkennbar, dass dabei für den Radweg keine 3,5 Mio. vorgesehen sind.

· "Die 'Felsnase' soll dem geplanten Radweg zum Opfer fallen"

Das ist falsch: Die Felsnase wird zwar tangiert, die aktuelle Planung zielt aber gerade darauf ab, die Felsnase zu erhalten.

· "... eine 10 m hohe Betonwand"

Eine Horrormeldung: Geplant sind auf einer begrenzten Länge 2 übereinander versetzte Hangsicherungen, eine für den Radweg, der 2,0 bis 1,50m hoch geführt wird und an der Hangseite eine weitere Stützfassung mit maximal 3m Höhe auf einem kurzen Stück.

· "Ein Hang wird zur Hälfte abgetragen" (DE-Kommentar vom 14.02.)

Eine glatte Falschmeldung: Am Schleifberghang wird nach der aktuellen Planung überhaupt nichts abgetragen

· "Eine Uralt-Planung aus den 80-iger Jahren wurde aus der Mottenkiste geholt..."

Auch das ist falsch. Die aktuelle Planung wurde im Planfeststellungsverfahren bis Ende 2005 mit allen "Trägern öffentlicher Belange" erörtert und ohne Widerspruch beschlossen.

· "Der Hang und seine Vegetation werden auf einem halben km Länge 'bis ganz da oben' (Rosenstock) verschwinden." (Ebenfalls DE vom 14.02.)

Försterlatein. Die Theorie der Walderosion, die einen exponierten Bestand durch Sonnenbrand und Wind befällt, wenn der Rand angegriffen wird, trifft nicht zu. Der Schleifberghang ist ein Südosthang im Windschatten mit wenig Sonnenschein in der Schlucht und hoher Luftfeuchtigkeit (daher der Name "Kühler Grund" !).

Liebe Mitbürger! Prüfen Sie anhand dieser Punkte das Ausmaß der Desinformationskampagne, der wir alle seit einiger Zeit ausgesetzt sind. Lag es daran, dass Fastnacht und Wahlkampf zusammenfielen?

Im Verhältnis zum Gesamteingriff durch den „autogerechten“ Landschaftsumbau am „Kühlen Grund“ ist der Radweg eine Randmaßnahme.

Durch die Darmstädter Feinstaub-Sperrung wird sich der Schwerverkehr in erhöhtem Maß auf die B426 verlagern, erst Recht nach Eröffnung des Lohberg-Tunnels. Es handelt sich dann um die Haupt Ost-West-Verbindung auch für den LKW-Verkehr zwischen Gernsheim / A5 und dem Raum östlich von Darmstadt. Aus dem "Kühlen Grund" wird dann ein heißer Kessel für kaum abreißende Blechkolonnen.

Hinweise auf seitliche Waldwirtschaftswege werden zahlreiche Radfahrer nicht daran hindern, den direkten Weg auf der Bundesstraße zu nutzen. Man stelle sich nur vor, was mit einem Radfahrer passiert, der von einem Lastzug überholt wird, wenn ein weiterer entgegen kommt. Um den Waldweg südlich der Modau zu nutzen, müsste jeder Radfahrer zwischen Mühltal und Eberstadt zweimal die Bundesstraße überqueren und jedes Mal per Ampel den Verkehr unterbrechen.

Der Waldweg hinter der Modau ist allenfalls eine Alternative aber kein ein Ersatz für eine verkehrsgerechte Radler-Strecke an der B 426:

Eine Alternative für Freizeit-Radler aber nicht für Alltags-Radler akzeptabel, die z.B. tagtäglich zur Arbeit fahren, , auch nicht nach einer von manchen geforderter "Ertüchtigung" (Höhenanpassung, Asphaltbelag und Beleuchtung - wer wertet übrigens den dafür erforderlichen Eingriff im Wald und im Landschaftsschutzgebiet ?). Er bleibt immer umwegig mit zeitraubenden Querungen der Bundesstraße.

Die Straßenbauverwaltung versucht im Auftrag einer "autogerechten" Planung für einen "zügigen" Verkehrsfluss den Störfaktor Radverkehr von der Straße zu verbannen. Radfahrer sind ihrerseits am Überleben im autodominierten Verkehr interessiert, deshalb decken sich diese beiden Interessen in diesem Fall.

Der Protest gegen den zweifellos schmerzlichen Eingriff am Kühlen Grund durch die Kurvenbegradigung und zwei neue Brücken sollte vor allem die vorherrschende Verkehrspolitik anprangern. Sie verursacht immer weiter anwachsende Pkw- und Lkw- Ströme, denen im Wesentlichen durch immer neuen Straßenbau und immer größere Landschaftszerstörungen Rechnung getragen wird.

Statt die Konflikte um den Landschaftsverbrauch auf lokaler Ebene für Wahlkämpfe zu instrumentalisieren oder, wie in Sachen Feinstaub, die Probleme nur zu Nachbargemeinden zu verlagern, muss eine wirkliche Verkehrswende gefordert werden:

  • Gütertransport in wesentlich höherem Ausmaß auf die Schiene verlagern

    öffentliche und alternative Verkehrsmittel in ganz anderem Umfang fördern

    im Nahbereich die Infrastruktur des Radverkehrs umfassend verbessern

Deshalb muss auch eine zügige, straßenbegleitende Radwegeverbindung an der B 426 im Bereich Schleifberg-Felsnase gebaut werden.

Es wäre angesichts des wachsenden Kfz-Verkehrs völlig unverantwortlich, die bestehende Situation ohne fahrbahnnahen Radweg zu belassen.

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