Die Kasinostraße, eine Strecke für Unerschrockene!
Darmstadt
Copyright © ADFC Darmstadt-Dieburg e.V. / Helga Hofmann
Die Situation: Die Stadt hat große Pläne für die Kasinostraße - mit geschützten Radwegen. Das wird sich allerdings noch hinziehen. Und bis es so weit ist, gilt für uns Radfahrende, dass wir mit dem motorisierten Verkehr auf der vierspurigen Fahrbahn (B3) fahren müssen. Die Gehwege, auf denen wir bislang radeln mussten, sind seit kurzem für uns verboten. Hintergrund ist die Klage eines Anwohners. Dessen Perspektive können wir durchaus verstehen. Es war ein Unding, Fuß- und Radverkehr auf einem holprigen Gehweg, direkt an den Haustüren vorbei, zu führen. Wir hätten uns gewünscht, bis zu einer endgültigen Lösung die Benutzungspflicht aufzuheben und den Gehweg weiterhin für den Radverkehr freizugeben. Kinder und unsichere bzw. vorsichtige Radfahrende hätten weiterhin auf dem Gehweg fahren können, die anderen auf der Fahrbahn. Dies ist nicht geschehen. Die Stadt hat auf die Klage reagiert und schickt den Radverkehr in der Folge komplett auf die Fahrbahn - zwischen PKW, Busse und Schwerverkehr. Ob sie nicht anders handeln konnten, entzieht sich unserer Kenntnis. Zur Entschärfung der Situation sollen demnächst noch Radpiktogramme auf der Fahrbahn angebracht werden. Wir werden sehen, welche Entlastung diese Piktogramme bringen werden. Ein Selbstversuch auf der Kasinostraße hat gezeigt, dass Autofahrende die Situation aktuell (Stand 2.12.25) nicht richtig einschätzen. Vermutlich erkennen die meisten einfach nicht, dass man nicht mehr auf dem Gehweg fahren darf und auf die Fahrbahn muss. Folglich kommt es zu "erzieherischen Maßnahmen" in Form von Hupen und Bedrängen. Wir haben beobachtet, dass mehrere Radfahrende das Fahrbahngebot ignorieren und weiterhin auf dem Gehweg radeln. Absolut nachvollziehbar!
War die Kasinostraße bereits bisher schwierig, durch diese Maßnahme ist sie für den Radverkehr noch gefährlicher geworden. Eine gute Fahrradinfrastruktur, die auch von Kindern und unsicheren Radfahrenden genutzt werden kann, sieht anders aus. Vom "Mobilitätsfrieden", den die Darmstädter Politik gerne zitiert, sind wir damit weit entfernt. Wir finden: So, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Das Fahren auf der Kasinostraße ist zu einem "waghalsigen, sportlichen, nervenaufreibenden Manöver" (Zitat Frank Schuster, Darmstädter Echo vom 2.12.25) geworden. Oder, um den Verkehrsplaner Roger Geller zu zitieren: Sie ist etwas für "Starke und Furchtlose". Deren Anteil in der Gesamtverteilung liegt jedoch nur bei 0,5 %. Wo sollen all die anderen, die gerne Rad fahren würden, hin? Nachlesen kann man die Geller'sche Unterteilung hier.
Weitere Infos findet man in einem Artikel der Frankfurter Rundschau vom 1.12.25, in der einem weiteren Rundschau-Artikel vom 2.12.25 oder auf der Website des des Radentscheids. Auch das Darmstädter Echo hat das Thema aufgegriffen. Allerdings sind die Artikel hinter der Paywall. Zum Artikel vom 2.12. sowie zum Kommentar geht es hier.
Helga Hofmann, eMail