Frauen-Partei, Punker-Partei und jetzt auch Abwassergebühren-Rückzahlungs-Partei!

Braucht Darmstadt bei der nächsten Kommunalwahl eine Radfahrer-Partei?

Braucht Darmstadt bei der nächsten Kommunalwahl eine Radfahrer-Partei?
Wilhelminenbuckel: Hauptachse des Radverkehrs gesperrt für den Radverkehr
Wilhelminenbuckel: Hauptachse des Radverkehrs gesperrt für den Radverkehr
Foto: Thomas Grän

Ein Kommentar von Thomas Grän

Das ist passiert:
  • Eine Hauptachse des Radverkehrs in Darmstadt wird für den Radverkehr gesperrt.
  • Ein geplanter, genehmigter und bezahlter Radweg wird in letzter Sekunde verhindert. Alle großen Darmstädter Parteien machen dabei tatkräftig mit.

Und was kommt als nächstes?

Liebe Radfahrerinnen und Radfahrer!

Erinnern Sie sich noch? Einst sollte die Wilhelminenstraße die erste ausgeschilderte Fahrradstraße in Darmstadt werden. Es wäre ein Symbol geworden für umweltfreundliche Verkehrspolitik. Sie ist es nicht geworden. Schlimmer noch! Sie wurde für den Radverkehr gesperrt! Anlass war ein tragischer Unfall zwischen einem Radfahrer und einem Fußgänger im Herbst letzten Jahres. Diese kollektive Bestrafung aller Radfahrer ist völlig unverhältnismäßig und nicht hinnehmbar!

Der nächste Paukenschlag kam im Frühjahr 2006. Die Bundesstraße B426 zwischen Mühltal und Felsnase soll ausgebaut werden für den zu erwartenden massiven Verkehrsanstieg nach Eröffnung des Lohbertunnels. Gleichzeitig sollte ein Rad- und Fußweg parallel zur neuen Schnellstraße angelegt werden für beste Verkehrsleitung und zum Schutz aller Verkehrsteilnehmer. Gegen fachlichen Rat, von einseitig informierten Kommunalwählern getrieben verhindern Rot, Grün, Schwarz und Gelb in seltener Eintracht diesen neuen Radweg. Mir fehlen die Worte.

Stehen wir in Darmstadt vor einer Wende in der umweltfreundlichen Verkehrspolitik? Es steht die Frage im Raum, ob die politisch Handelnden in Darmstadt noch in der Lage sind, die Interessen von Radfahrern und Fußgängern zu vertreten. Die Zersplitterung der Parteienlandschaft im Darmstädter Stadtparlament und eine Wahlbeteiligung von unter 50% ist sicherlich ein Indiz dafür, dass sich die Bürger nicht mehr von den großen, etablierten Parteien vertreten sehen.

Es wird Zeit in Darmstadt das Fahrrad als Verkehrsmittel für den Alltag ernst zu nehmen. Das erfordert gute, sichere Wege, die ganzjährig befahrbar sind. Ich appelliere an die Parteien in Darmstadt endlich eine Verkehrspolitik für und nicht gegen die Radfahrer zu machen. Wenn es den großen Parteien nicht gelingt, für den Radverkehr Visionen zu entwickeln und umzusetzen, droht das Chaos im Stadtparlament. Falls sich über all den Radfahrer-Frust der letzten Monate eine Radfahrer-Partei gründen sollte, wird es bei der nächsten Kommunalwahl sicherlich spannend. Heute schon ist Darmstadt nicht mehr vernünftig zu regieren, da jeder nur mit seinen Liebsten reden und regieren will. Wir brauchen wieder eine Kultur des Dialoges zwischen rot-grün und gelb-schwarz, zwischen Radfahrer- und Fußgängerbedürfnissen, zwischen Autofahrer- und Radfahrerbedürfnissen. Wenn dies in dieser Wahlperiode nicht gelingt anzufassen, dann ist eine weitere Zersplitterung der Parteienlandschaft bei der nächsten Kommunalwahl zu befürchten.

Ihr Thomas Grän

Bleiben Sie in Kontakt