Darmstadt im Abwärtstrend beim ADFC Fahrradklima-Test 2016

Darmstadt

Thomas Grän

Darmstadt verschlechtert sich beim ADFC Fahrradklima-Test 2016 um 0,2 Noten in der Gesamtbewertung. Im Ranking der fahrradfreundlichen Städte rutscht Darmstadt damit im Bundesvergleich von Rang sieben auf Rang neun ab. 755 Teilnehmer haben 2016 das Fahrradklima in Darmstadt bewertet, mehr als doppelt so viele wie vor zwei Jahren.

Foto: Thomas Grän

Überproportional verschlechtert hat sich die Bewertung der Sicherheit beim Radfahren. Insbesondere Hindernisse auf Radwegen, die Verfügbarkeit von Wegen für jüngere oder ältere Radler sowie die Konflikte mit Fußgängern wurden deutlich schlechter bewertet. Die Duldung von parkenden Fahrzeugen auf Radwegen benoteten die Darmstädter mit der Schulnote 5+. Mehr als 50% der befragten Radler vergaben bei der Frage nach der Radfahrerfreundlichkeit von Ampelschaltungen die Noten ungenügend bzw. mangelhaft. Auch bei der Förderung des Radverkehrs in den letzten zwei Jahren konnten die Darmstädter nicht viel Entwicklung erkennen und vergaben dafür eine 4+. Den baulichen Zustand der Fahrradinfrastruktur beurteilten 30% der Befragten mit einer glatten 6 für die vielen holprigen Radwege.

Positiv entwickelte sich hingegen die Bewertung der Verfügbarkeit von Leihfahrrädern. Mit der Note 2,4 verbesserte sich Darmstadt in dieser Kategorie um eine ganze Schulnote. Weiterhin gut bewerten die Darmstädter die Möglichkeiten das Fahrrad in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzunehmen.

Bedenklich stimmt die bundesweite Stagnation beim Fahrradklima. Von den 38 bewerteten Städten in der Kategorie von 100.000 bis 200.000 Einwohnern konnten sich nur vier verbessern. 24 Städte stagnierten in der Gunst der Radler. Darmstadt gehört zu den 10 Städten, bei denen sich das Fahrradklima sogar verschlechterte. Der ADFC Darmstadt-Dieburg sieht auch in der mangelnden Kontinuität bei der Führung des Verkehrsdezernats eine Mitursache für die negative Trendwende. Mehrere Wechsel in der Dezernatsleitung, unklare Ziele, falsche Prioritäten, sowie Qualitätsprobleme bei den städtischen Planungen macht der ADFC mitverantwortlich für den Abwärtstrend. Die schleppende Umsetzung der Fahrradstraßenprojekte sieht der ADFC als symptomatisch für die Probleme in der Darmstädter Radverkehrsförderung: zu niedriger Priorität, bruchstückhaft, unpünktlich, unkoordiniert. Die sechs geplanten Fahrradstraßen sollten bis 2014 fertig gestellt sein. Gerade einmal zwei sind heute realisiert. Die Fahrradstraße Wilhelminenstraße endet drei Jahre nach der Eröffnung an der Fußgängerzone immer noch in einer Sackgasse. In Richtung Bessungen ist die Vernetzung der Fahrradstraße mit der Klappacher Straße aus den Plänen komplett gestrichen worden, weil das eben leider keine Priorität hat. Der ADFC vermisst Leidenschaft, Durchsetzungswillen und Sorgfalt bei der Radverkehrsförderung in Darmstadt. „Die Radler in Darmstadt sind unzufrieden. Radverkehrsförderung in Darmstadt erweckt den Eindruck, sie werde nicht als Chef-, sondern als Nebensache betrieben. Eine 4+ als Gesamtnote mit Tendenz nach unten ist bestimmt kein Grund für Zufriedenheit. Wir erhoffen uns von Verkehrsdezernentin Boczek in Zukunft eine konsequente und vorrangige Förderung der Nahmobilität in Darmstadt,“ kommentiert ADFC Sprecher Thomas Grän.

Hintergrund zum ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wurde im Herbst 2016 zum siebten Mal durchgeführt. Er wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 mit rund 150.000 Euro gefördert. Über 120.000 Menschen stimmten bei diesem Durchgang ab, das sind 15 Prozent mehr als beim letzten Durchgang. 539 Städte haben die Mindestanzahl an Stimmen erreicht und es damit in die Wertung geschafft, gegenüber 468 in 2014. Die Zunahme führt der ADFC auf das wachsende Interesse am Thema Fahrrad und Radverkehr zurück. Der Test bestand aus 27 Fragen, wie „Macht das Radfahren Ihrer Stadt Spaß oder Stress?“ oder „Sind die Wege für Radfahrende angenehm breit oder zu schmal zum Überholen?“. Die Umfrage wurde größtenteils online durchgeführt. Bewertet wurde nach dem Schulnoten-Prinzip mit Werten zwischen eins und sechs.

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