Durchschnittliches Unfallrisiko für Radler in Darmstadt

Der ADFC Darmstadt-Dieburg bewertet die Unfallgefahr für Radfahrende in Darmstadt als durchschnittlich. ADFC fordert Vorrang für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer bei Neuplanungen.

Darmstadt

Thomas Grän

Der ADFC Darmstadt-Dieburg bewertet die Unfallgefahr für Radfahrende in Darmstadt als durchschnittlich. ADFC fordert Vorrang für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer bei Neuplanungen.
Schutzstreifen in der Karlstraße
Schutzstreifen in der Karlstraße
Foto: Thomas Grän

Der ADFC Darmstadt-Dieburg bewertet die Unfallgefahr für Radfahrende in Darmstadt als durchschnittlich wie z.B. in Kassel oder Offenbach. Bei der Neuplanung von Verkehrsanlagen sollte die Verkehrssicherheit für zu Fuß Gehende und Radfahrende Priorität haben. Der ADFC Darmstadt-Dieburg sieht Potentiale zur Verbesserung der Verkehrssicherheit für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer.

Zum Bewerten der Unfallgefahr für Radfahrende in einer Stadt ist es nicht ausreichend die Zahl der polizeilich gemeldeten Fahrradunfälle mit Personenschaden ins Verhältnis zur Einwohnerzahl zu setzten. Der tatsächliche Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen muss berücksichtigt werden, um einen aussagekräftigen Vergleich zwischen Städten ziehen zu können. Neben den polizeilich gemeldeten Unfällen gibt es zudem eine große Dunkelziffer von Fahrradunfällen, die statistisch nicht erfasst werden. Dies sind vor allem Alleinunfälle von Radlern, die witterungsbedingt, durch Schäden an der Fahrbahn, Gegenstände im Fahrweg oder schlicht durch Fahrfehler verursacht werden.

Um die Unfallgefahr für Radler in Darmstadt zu bewerten, lohnt sich ein Blick auf andere Städte. Die Liste der fahrradfreundlichen Städte beim Fahrradklimatest führt die Großstadt Münster in Nordrhein-Westfahlen seit vielen Jahren an. 736 Fahrradunfälle mit Personenschaden wurden in 2007 hier registriert. Der Radverkehrsanteil am Verkehrsaufkommen in Münster betrug dabei etwa 38%. Schlusslicht in der Gunst der Radler ist im bundesweiten Vergleich die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden. Hier wurden 2015 in Summe 167 Fahrradunfälle mit Personenschaden registriert. Der Radverkehrsanteil liegt aber nur bei 6%. Obwohl sich in Wiesbaden wenige Fahrradunfälle ereignen, ist das Unfallrisiko für Radler fast anderthalb so hoch wie in Münster. Darmstadt liegt mit 232 Unfällen bei einem Radverkehrsanteil von 17% im Mittelfeld zwischen den beiden Top und Flop Städten.

Darmstadt belegt zurzeit einen guten Platz 7 in der Rangliste der fahrradfreundlichsten Städte in Deutschland. Für eine Verringerung des Unfallrisikos beim Radfahren sieht der ADFC in Darmstadt noch viel Luft nach oben. Unfallschwerpunkte sind in der Regel Kreuzungen und Einmündungen. Eine gute Sichtbeziehung zwischen Autofahrenden und Radlern ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für mehr Verkehrssicherheit in Kreuzungsbereichen. Eine ungenügende Berücksichtigung der Interessen nicht motorisierter Verkehrsteilnehmer an Lichtsignalanlagen verführt häufig zu Rotlichtverstößen durch zu Fuß Gehende und Radfahrende. „Die in Darmstadt beabsichtige Beschleunigung des Kraftverkehrs an Ampeln sehen wir kritisch als kontraproduktiven Beitrag zur Verkehrssicherheit. Wir brauchen nicht schnelleren, sondern langsameren Kraftverkehr für mehr Verkehrssicherheit, weniger schwere Unfälle und bessere Luft,“ so Thomas Grän.

Auf freier Strecke sind Unfälle mit parkenden Kraftfahrzeugen und Zusammenstöße mit auf der falschen Straßenseite fahrenden Radlern häufige Unfallursachen. Die Kollision mit einer sich öffnenden Autotür hat in der Regel für den Radfahrenden schwere gesundheitliche Folgen. In Gerichtsprozessen wird für die sichere Vorbeifahrt von Radlern an parkenden Kraftfahrzeugen ein Mindestabstand von etwa 1 m vorausgesetzt. Andernfalls wird dem Radfahrenden eine Teilschuld für die Kollision mit der Autotür zugesprochen. Dies hat oft dramatische finanzielle Nachteile für den verunglückten Radler. „Hier sehen wir die Stadt Darmstadt in der Pflicht bei bestehenden und neuen Wegen für Radfahrende ausreichende Sicherheitsabstände zu parkenden Fahrzeugen vorzusehen. Dies könnten z.B. Sicherheitstrennstreifen in ausreichender Breite sein,“ schlägt Grän vor.

Auch beim Radfahren auf der falschen Straßenseite sieht der ADFC in Darmstadt Handlungsbedarf. Statt das gefährliche linksseitige Fahren durch Freigaben oder Anordnungen zu fördern, sollte es durch alternative Angebote und Verkehrsüberwachung reduziert werden.

In einer Präsentation aus 2014 zum Verkehrssicherheitskonzept des Landes Baden-Württemberg heißt es, die Freigabe linker Radwege sei mit einem 30mal höheren Unfallrisiko verbunden. Bei der Umgestaltung der Frankfurter Straße bei MERCK vermutet die Stadt Darmstadt in ihrem Radverkehrskonzept hingegen lediglich eine Verdopplung des Unfallrisikos durch die Legalisierung des Radfahrens auf der falschen Straßenseite. Für eine Neuplanung einer Straße ist es nicht akzeptabel, das Unfallrisiko für Radler zu vervielfachen. Führungsformen für den Radverkehr an der Frankfurter Straße, welche die Verkehrssicherheit im Vergleich zu heute verbessern, hat der ADFC vorgeschlagen. In den Plänen der Stadt findet dies jedoch keine Berücksichtigung

„Das wichtigste zum Reduzieren der Unfallzahlen ist aber aufmerksames Fahren und gegenseitige Rücksichtnahme. Da sind Kraft- wie Radfahrer in der Pflicht,“ so Thomas Grän

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